Nach einem ereignisreichen Jahr 2021 steht uns das Jahr 2022 bevor. Zeit, nach vorne zu blicken. Wir haben vier Anbieter von Rekrutierungs Technologien zu den Trends des Jahres 2022 befragt.
Nachfolgend finden Sie die Trends der Experten von Cammio, Mysolution, Intelligence Group und Textmetrics.
Dimitri Knysch, Managing Director Cammio:
1. Kandidaten an die Macht!
Gute Kandidaten sind Mangelware, egal ob LKW-Fahrer, Recruiter oder ITler. Nie war der Druck so groß wie heute. Das führt zu steigendem Lohnniveau, aber auch Diversifizierung von Benefit-Modellen. Dabei können natürlich auch zeitliche Flexibilität, Home Office, oder Car Sharing Angebote als Benefits aufgefasst werden.
2. International Hiring
Ganz egal, wie man um Talente kämpft: die Ressource ist knapp und der nationale Markt endlich. Streng genommen führt kein Weg an entweder Remote Work (geht aber bei weitem nicht in allen Berufen und Organisationen) oder Internationalem Recruiting vorbei. Zweiteres hat weitreichende Implikationen für das Onboarding der einstellenden Unternehmen und wird über kurz oder lang auch den Druck auf die Politik erhöhen, einfache uns schnelle Lösungen für qualifizierte Zuwanderung zu schaffen.
3. Remote Work – machen wir es schon oder reden wir noch?
Quintessenz aus Punkten 2 und 3: Schaffen die Unternehmen die „Geht doch!-Learnings“ aus der Pandemie in ihre Strukturen und Kultur zu verankern? Kann sich eine Vertrauenskultur entwickeln, können die Offices zum Ort des Zusammenseins und der Kollaboration werden, anstatt „Arbeitsplätze“ zu bleiben? All das werden die Unternehmen für sich und ihren Mitarbeitenden und Kandidaten in 2022 beantworten müssen.
Marleen Kramer, Kundenbetreuerin bei der Intelligence Group:
1. Schnell und kreativ rekrutieren
In vielen europäischen Ländern ist der Arbeitsmarkt derzeit angespannt, d. h. es gibt viele freie Stellen im Verhältnis zur Zahl der aktiven Arbeitssuchenden. In Ländern wie den Niederlanden, Deutschland, Belgien und Frankreich ist die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie stark gestiegen. Um Sie bei Ihrer Planung für das kommende Jahr zu unterstützen, stellt die Intelligence Group zwei wichtige Trends vor, die wir im vergangenen Jahr in Bezug auf die Personalbeschaffung in einem angespannten Markt festgestellt haben.
2. Geschwindigkeit ist alles…
Auf dem heutigen Markt haben die Bewerber die Qual der Wahl. Es ist wichtig, dass die Unternehmen erkennen, dass Schnelligkeit im Einstellungsverfahren ein wirksames Mittel sein kann, um einen Bewerber zu gewinnen. Intelligence Group arbeitet mit vielen verschiedenen Organisationen in den Niederlanden und Europa zusammen. Wir hören oft, dass Unternehmen Kandidaten in einem Verfahren verlieren, weil sie bereits ein anderes Angebot erhalten haben. Unsere Untersuchungen zeigen auch, dass viele Bewerber ein „kurzes Bewerbungsverfahren“ als einen der wichtigsten Aspekte des Bewerbungsverfahrens ansehen. Unternehmen, die es wagen, alle Schritte, die ein Bewerber durchlaufen muss, kritisch zu betrachten, können viele Verbesserungen umsetzen. ‚An welcher Stelle des Prozesses muss ein Bewerber lange warten und warum?‘ und ‚Wie stellen wir sicher, dass ein Bewerber vor Monatsende ein Angebot erhält?‘ sind Fragen, die beantwortet werden müssen, um den Prozess zu beschleunigen. Unternehmen schaffen sich eine starke Position auf dem Markt, wenn sie die einzelnen Schritte des Bewerbungsverfahrens klar kommunizieren, den Kandidaten mitteilen, wie lange das Verfahren dauern wird, und die Dynamik aufrechterhalten.
3. Kreativität zahlt sich aus
In diesem angespannten Markt sehen wir auch, dass Unternehmen bei der Einstellung von Bewerbern eine breitere Perspektive einnehmen. Natürlich suchen die meisten Menschen nach wie vor über eine Jobbörse nach einer neuen Stelle. Es gibt jedoch noch viel mehr verschiedene Orientierungsquellen, die Bewerber bei der Stellensuche nutzen. Für die Rekrutierung einiger Zielgruppen kann es sich lohnen, verschiedene Möglichkeiten der Bewerbung anzubieten. Einige Organisationen bitten die Bewerber, anstelle eines Motivationsschreibens ein Bewerbungsvideo einzureichen. Etwas, das eher praktische oder kreative Menschen ansprechen kann. So kann beispielsweise das Konzept der „offenen Einstellung“ für Menschen mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen und digitalen Problemen gut funktionieren. Das bedeutet, dass die Bewerber nicht um einen Lebenslauf und/oder ein Anschreiben gebeten werden, sondern direkt zu einem Vorstellungsgespräch kommen können. In unseren Gesprächen mit Einzelhandelsketten haben wir zum Beispiel erfahren, dass sie ihre Antragsformulare wieder neben der Kasse platzieren. Die Bewerber müssen nur ihre Daten hinterlassen und werden dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Kurz gesagt, um diesen engen Markt zu bewältigen, müssen die Unternehmen in schnellere Verfahren und kreative Formen der Bewerbung investieren.
Oliver Welz, Country Director Germany bei Mysolution:
1. Effizienz in der Personalbeschaffung durch Automatisierung und KI
Trotz neuer Belastungen und Herausforderungen passen sich Recruiter den Veränderungen des Marktes an, indem sie agil sind. Agilität führt zu Verbesserungen bei wichtigen Recruiting-Kennzahlen wie Time-to-Hire, Quality-of-Hire und Cost-of-Hire. Der diesjährige Recruiter Nation Report hat gezeigt, dass eine verbesserte Effizienz das A und O ist, um auf dem Bewerbermarkt um die besten Talente konkurrieren zu können. Und Recruiter setzen 2021 mehr Automatisierungs- und KI-Software für Recruiting-Prozesse ein als im Jahr zuvor.
2. Gemeinsame Bewerberplattformen
Da Remote-Arbeit ein Teil der neuen Welt ist und es sich nach wie vor um einen Kandidatenmarkt handelt, werden Plattformen, auf denen Personalvermittler untereinander Kandidaten austauschen können, immer mehr an Attraktivität gewinnen.
3. Videobotschaften in der Direktsuche
Gute Kandidaten werden auf LinkedIn mit Anfragen überhäuft. Kleine Videoclips machen den Unterschied. Laut Statistik haben sie eine 3-mal höhere Antwortquote.
Marcel Leeman, Geschäftsführer bij Textmetrics
1. Zunahme der datengesteuerten Personalbeschaffung
Bei der datengesteuerten Personalbeschaffung können Sie Daten aus verschiedenen Quellen sammeln und analysieren. Denken Sie an soziale Medien, frühere Stellen und Online-Publikationen. Diese Informationen sind wertvoll und werden bei der Auswahl von Bewerbern berücksichtigt. Sie entscheiden nicht mehr aus dem Bauch heraus, ob Sie jemanden zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Und es gibt keinen Raum mehr für Voreingenommenheit. Ihre Einstellungsentscheidungen werden besser sein. Und der Prozentsatz der Fehlbesetzungen wird deutlich sinken.
2. Fokus auf DEIB (Diversity, Equity, Inclusion und Belonging)
Obwohl immer mehr Unternehmen proaktiv auf Vielfalt und Integration setzen, bleibt noch viel zu tun, um einen modernen Arbeitsplatz zu schaffen, an dem sich alle Mitarbeiter sicher, respektiert und geschätzt fühlen. Wenn es darum geht, Top-Talente unterschiedlicher Herkunft, Rasse und Kultur anzusprechen und zu halten, ist es unerlässlich, dass Unternehmen eine Kultur und Gemeinschaft aufbauen und pflegen, die jedem eine Stimme gibt.