Arbeitssuchende suchen sowohl direkt auf Unternehmensseiten als auch über Karriereseiten nach Arbeitsstellen. Eine aktuelle Studie von Dr. Katharina Pernkopf (Wirtschaftsuniversität Wien) zeigt, wie wichtig eine ehrliche und authentische Selbstdarstellung des Unternehmens ist. Vor allem in Bezug auf die Arbeitgeberbewertungen.
Kununu-Standort wichtig in der DACH-Region
In der sogenannten DACH-Region (Deutschland, Österreich und die Schweiz) nutzen mehr als die Hälfte aller Arbeitssuchenden die kununu-Website, um sich auf ihren zukünftigen Job zu bewerben. Auf der kununu-Website, die vor zehn Jahren als Start-up in Wien startete, können Arbeitgeberbewertungen von Arbeitnehmern, Bewerbern und Auszubildenden anonym und frei von jedermann ohne Registrierung eingesehen werden. Außerdem bietet kununu Einblicke in die Unternehmenskultur und Informationen zu den Gehältern.
Darüber hinaus bietet kununu Unternehmen eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihre eigene Arbeitgebermarke zu präsentieren. Auf diese Weise können Arbeitgeber ihre Stärken und Vorteile aktiv dem Arbeitssuchenden aufzeigen.
Interessantes Forschungsobjekt
Diese Kombination von Funktionalitäten macht kununu zu einem interessanten Forschungsthema, wenn es darum geht, wie sich die Präsentation von Arbeitgebern und die Bewertungen von Arbeitnehmern zueinander verhalten. Eine solche Studie wurde kürzlich von der Universität Wien durchgeführt. Zunächst aber sollten wir einen kurzen Blick auf andere aktuelle Studien zu diesem Thema in Deutschland und der DACH-Region werfen.
Eine Umfrage zum Arbeitgeberzählen bei den größten deutschen Unternehmen ergab zum Beispiel, dass Schlagworte wie ‚global‘, ‚international‘, ‚innovativ‘ und ‚Leidenschaft‘ von den Bewerbern nicht als einladend empfunden werden. Nett, aber nicht wirklich wortgewandt.
47% der Bewerber schauen sich Arbeitgeberbewertungen an
Eine andere Studie, eine Analyse von Bitkom – einem deutschen Branchenverband für Telekommunikation und Internet – zeigt, dass neben den Informationen, die der Arbeitgeber selbst bereitstellt, eine weitere Komponente für den Entscheidungsprozess der Bewerber wichtig ist: die Arbeitgeberbewertungen. Laut der Umfrage haben sich 47 % der Befragten mindestens einmal Arbeitgeberbewertungen im Internet angesehen, und 44 % gaben an, dass die Bewertungen ihre Wahl des Unternehmens direkt beeinflusst haben.
Drei Testgruppen
Diese existierenden Untersuchungen werden nun durch die oben erwähnte Studie ergänzt, die von der Wirtschaftsuniversität Wien in Zusammenarbeit mit der IMC Fachhochschule Krems durchgeführt wurde. Unter der Leitung von Dr. Katharina Pernkopf untersuchten die beiden Bildungseinrichtungen unter anderem, wie sich die Präsentation von Unternehmen auf ihren eigenen Seiten sowie auf Karriere-Websites und Bewertungsportalen auf ihre Attraktivität als Arbeitgeber auswirkt.
Es wurden drei Testgruppen definiert:
- Testpersonen, die sich nur die Karriereseite eines Unternehmens ansehen;
- Testpersonen, die sich nur die Arbeitgeberbewertungen ansehen;
- Testpersonen, die zuerst auf die Karriereseite und dann auf die Bewertungen schauen.
Die Methodik der Studie bestand darin, dass alle Testpersonen zunächst einzeln befragt und dann innerhalb ihrer Testgruppe diskutiert wurden. Die Studie zielt darauf ab, die Fragen zu beantworten, wie sich die verschiedenen Informationsquellen auf die Attraktivität von Arbeitgebern auswirken und welchen Mehrwert die Arbeitgeberbewertungen für Arbeitssuchende bieten.
Hochglanzbilder nicht überzeugend
Laut Dr. Pernkopf scheinen die Ergebnisse der Studie auf den ersten Blick etwas offensichtlich, aber bei näherer Betrachtung sind sie ziemlich aufschlussreich. Die individuelle Analyse innerhalb der drei Testgruppen zeigt mehr oder weniger das erwartete Ergebnis.
Die Testpersonen, die sich nur die Karriereseite eines Unternehmens ansehen, bekommen einen positiven Eindruck. Die Attraktivität des Arbeitgebers steigt. Testpersonen, die sich nur die Mitarbeiterbewertungen ansehen, neigen dazu, negative Assoziationen zu entwickeln und damit die Attraktivität des Arbeitgebers zu verringern. Mehr nun zur dritten Testgruppe.
In den Peer-Group-Diskussionen wurde kritisch über die Glaubwürdigkeit der Karriereseiten diskutiert, vor allem in der ersten Testgruppe. „Die Testpersonen diskutierten darüber, ob die Hochglanzbilder wirklich Arbeitnehmer oder nur Models zeigten,“ sagt Dr. Pernkopf über die Gedanken der Testpersonen. Ähnliche kritische Diskussionen gab es auch in der zweiten Gruppe. In der dritten Gruppe hingegen wurde im Laufe der Diskussion eine positive Entwicklung beobachtet, so Dr. Pernkopf. Arbeitgeberbewertungen in Kombination mit der Karriereseite werden als nützlicher Mehrwert angesehen, der Transparenz schafft und einen Faktencheck ermöglicht. „Bewertungsportale bieten unbestätigte Einblicke, die für Arbeitssuchende bei der Wahl eines Arbeitgebers manchmal entscheidend sind“, beschreibt Dr. Pernkopf eines der Ergebnisse der Studie.
Vier konkrete Empfehlungen aus der Studie
Am Ende definierte Pernkopf als Ergebnis der Studie vier konkrete Empfehlungen für Arbeitgeber:
- Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, ausgewogene Bewertungen abzugeben, die zur Transparenz gegenüber potenziellen neuen Kollegen beitragen. Nehmen Sie sich dieses Feedback zu Herzen.
- Nehmen Sie sich als Arbeitgeber wirklich die Zeit, die Bewertungen auf der Plattform zu prüfen und konstruktiv zu reagieren.
- Vermeiden Sie gefälschte Bewertungen. Bewerber/innen haben ein Gespür für gefälschte Inhalte; sie sollten immer ehrlich, authentisch und aus erster Hand sein.
- Präsentieren Sie sich als Arbeitgeber auf eine differenzierte Weise. Kopieren Sie die Karriereseite nicht blindlings, sondern präsentieren Sie sich potenziellen Bewerbern auf Seiten wie kununu und anderen ehrlich.
Das letzte Wort von Pernkopf: „Egal wie viel Geld in die eigene Karriere-Seite investiert wird, alle Bemühungen sind umsonst, wenn die Jobbewertungen nicht gut sind. Der negative Effekt ist erfahrungsgemäß bewiesen“.