Ist es möglich, den Auswahlprozess eines Kandidaten zu beeinflussen? Dazu müssen wir uns zunächst einmal anschauen, wie dieser Prozess funktioniert. Neuromarketing basiert auf der Neuroanalyse. In diesem Artikel legt Recruitment Tech dar, wie Neuromarketing im Recruiting funktioniert und welche Möglichkeiten es eröffnet.
Was ist Neuroanalyse?
Neurowissenschaftler beschäftigen sich ganz einfach damit, abzubilden, was das Gehirn macht und wie es funktioniert. Dank der vielen technologischen Fortschritte ist die Forschung in diesem Bereich seit den 1990er Jahren auf dem Vormarsch. Mithilfe der Analyse des Gehirns kann das Verhalten oder die Reaktion einer Person besser vorhergesagt und erklärt werden. Einer der bekanntesten Player, die Neuromarketing nutzen, ist Google. Diese Supermacht hat untersucht, wie menschliche Gehirne auf verschiedene Werbeanzeigen reagieren, was es Google ermöglicht, zum Beispiel seine Werbung zu verbessern.
Neuromarketing in der Personalbeschaffung
Es wird bereits oft auf die Neuroanlayse zurückgegriffen, um den Entscheidungsprozess von Verbrauchern aufzudecken, indem im Moment der Entscheidung tief ins Gehirn geschaut wird. Sie kann aber auch den Auswahlprozess eines Bewerbers oder Kandidaten analysieren. Es gibt vier bekannte Methoden, die in der Personalbeschaffung im Rahmen des Neuromarketings eingesetzt werden, nämlich Eye-Tracking, EEG, Facial Expression Recognition und fMRI. Was es mit diesen Methoden auf sich hat, wird im Folgenden umrissen.
Blickverlaufsmessung: Wohin schaut die Zielgruppe?
Heutzutage muss alles immer schneller gehen. Umso wichtiger ist es, dass Ihre Botschaft bzw. Ihre Stellenausschreibung heraussticht. Wenn Sie herausfinden, wo Ihre Zielgruppe hinschaut, werden Sie genau wissen können, was Sie am besten posten sollten. Dies kann mit Hilfe von Eye-Tracking geschehen.
EEG (Elektroenzephalogramm): Ist es ansprechend?
Mit einem EEG wird die Gehirnaktivität gemessen. Dies gibt vor allem Aufschluss darüber, ob die Stelle oder der Text einen Kandidaten oder Bewerber anspricht. Mit diesem Instrument kann beispielsweise überprüft werden, ob die Aufmerksamkeit beim Lesen einer Stellenanzeige abschweift. Zusammen mit dem Eye-Tracking können wir dann sehen, wohin die Person schaut.
Erkennung von Gesichtsausdrücken: Welche Gefühle werden ausgedrückt?
Auch hier sind Gesichtsausdrücke von großer Bedeutung. Heutzutage können Mikroausdrücke genau gemessen werden, womit (in Kombination mit einem EEG) festgestellt werden kann, welche Gefühle beim Betrachten der Nachricht eines Arbeitgebers oder beim Lesen (eines bestimmten Teils) einer Stellenanzeige hervorgerufen werden.
fMRI (funktionelle Magnetresonanztomographie): warum?
Mithilfe eines 3D-Hirnscans können die genauen Hirnaktivitäten aufgezeigt werden. Und zwar kann man auf dem Scan sehen, wo sauerstoffreiches Blut vorhanden ist, und so erkennen, wo es eine Hirnaktivität gab. Da jeder Teil des Gehirns eine bestimmte Funktion hat, kann man die Gefühle einer Person zu einem bestimmten Zeitpunkt sehen, wie z. B. Vertrauen, Erwartung oder Verlangen. Diese Informationen können genutzt werden, um festzustellen, ob sich Personen bei Ihnen bewerben oder nicht.
Beispiele innerhalb der Personalbeschaffung
Wie bereits erwähnt, ist die Neuroanalyse auf dem Vormarsch und es gibt auch Tools innerhalb der Personalbeschaffung, die darauf aufbauen. Neurolytics zum Beispiel nutzt psychophysiologische Biometrie, um Recruitern zu helfen, auf Basis von Soft Skills eine bessere Vorauswahl von Kandidaten zu treffen. Mitgründerin Belen Hein sagte gegenüber Recruitment Tech: „Unser Tool analysiert Videos von Kandidaten, um Informationen über Soft Skills zu erhalten. (…) Wir sehen es als essentiell für Unternehmen und Kandidaten an, den richtigen Match zu finden, und das erfordert qualitativ hochwertige, objektive Informationen, um einen positiven Unterschied zu machen.“
Ein weiterer bekannter niederländischer Tech-Anbieter ist BrainsFirst. Im Sommer wurde bekannt, dass BrainsFirst dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) dabei helfen wird, Talente zu identifizieren und zu entwickeln, indem es sich die Gehirne von Jugendspielern ansieht. Auf der Unleash Amsterdam sprachen wir mit Andries van der Leij, der uns zeigte, wie BrainsFirst funktioniert. Im folgenden Interview präsentiert er das Tool und erklärt, wie es funktioniert. Lesen Sie hier den ganzen Artikel.