Die Video-Recruiting-Plattform Cammio wurde Anfang des Jahres durch ein Management-Buy-out von Dimitri Knysch und Sandhna Chintoe von der StepStone-Gruppe übernommen. Wir haben mit Dimitri über die neu gewonnene Unabhängigkeit, die Nutzung von Videotechnologie in der Branche und Trends bei der Video-Rekrutierung gesprochen.
Mehr Planbarkeit und höhere Geschwindigkeit seit der Übernahme
Im Mai 2020 wurde Cammio an die StepStone-Gruppe verkauft, mit dem Ziel, die Cammio-Lösungen in StepStone zu integrieren. Nach 3 Jahren wurde Bilanz gezogen und eine Trennung im Guten vereinbart. Seit März 2023 arbeitet Cammio wieder in einem „kleineren, schnelleren Setting, komplett unabhängig“. Was die Unabhängigkeit für Cammio bedeutet? „Wir haben keine Abhängigkeiten von extern und können uns voll und ganz auf unsere Strategie, auf unsere Produktstrategie konzentrieren. Und diese Planbarkeit und gewissermaßen auch höhere Geschwindigkeit, weil viele Meetings und Abstimmungsschleifen wegfallen, das tut uns grundsätzlich gut. Natürlich heißt es aber auch, dass wir keinen finanziellen Schutzschirm über uns haben und wieder komplett unabhängig sind.“
Videotechnologie für die gesamte Employer Lifecycles
Was Cammio bietet, geht über simple Video-Interviews hinaus: „Viele denken, ach, [Video-Recruiting] haben wir schon und meinen damit Teams. In Wirklichkeit verstehen wir Video-Recruiting sehr viel breiter und glauben, dass grundsätzlich Videotechnologie sowohl im Employer Branding, als auch in Recruiting- und Onboarding-Prozessen, also eigentlich entlang des kompletten Employer Lifecycles sehr viel Wert beitragen kann zu den Prozessen.“ Die Software bietet die Möglichkeit zeitversetzte Video- und Audiointerviews aufzunehmen, sodass der Rekrutierungsprozess sowohl für Recruiter als auch die Kandidaten flexibler wird: „Indem man zum Beispiel drei, vier Fragen definiert, die wichtig sind für eine Position. Und da können die Kandidatinnen einfach ganz flexibel, mit welchem Device sie wollen, zu einer Uhrzeit und Ort, von wo sie wollen, diese Fragen per Video oder per Audio beantworten.“
MOIA: ein Fallbeispiel
Queb, der Bundesverband für Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting, hat Cammio für den HR Innovation Award nominiert. Dabei wurde ein Fallbeispiel von MOIA, einem Share-Riding-Dienstleister des Volkswagen-Konzerns in Hamburg, präsentiert und Cammio hat die Silbermedaille gewonnen. MOIA nutzt die Videotechnologie von Cammio für offene Positionen und für die Ansprache schwer zu erreichender Kandidaten. Entlang des Recruitmentprozesses werden Video-Direktansprache, Video-Banner und Videostellenanzeigen eingesetzt. Die standardisierte Beantwortung identischer Fragen innerhalb einer festgelegten Zeitspanne sorgt zudem für eine vergleichbare Bewertung der Kandidaten und ermöglicht MOIA einen äußerst effizienten Auswahlprozess. Mit nur vier Recruitern bearbeiten sie jährlich über 5.000 Kandidaten: „Da wird die gesamte Power von Video-Recruiting deutlich.“
KI: „Das ist nicht die Richtung, in die wir gehen“
KI ist 2023 so aktuell wie noch nie und auch Cammio muss sich damit auseinandersetzen: „Vor vielen Jahre haben wir schon mit einer KI von IBM Watson gearbeitet, bis IBM selbst [den Gebrauch] eingestellt hat. Der Sprachgebrauch der Kandidaten wurde analysiert und auf Grundlage dessen, wurde ein Big Five Profil ausgegeben, also die fünf Persönlichkeitsfaktoren. Ich muss sagen, das ist nichts, woran ich glaube aber es gibt andere Use Cases für die KI, die vielleicht auch interessant sind. Was wir zum Beispiel demnächst einführen werden, ist, wenn unsere Kunden ein Template für Data Analyse haben möchte, dass wir [unseren Kunden] über eine OpenAPI und einer KI dahinter, Vorschläge für Interview -Fragen geben. Aber der Use Case der Personal-Auswahl, da mache ich ganz bewusst einen breiten Bogen herum und bin sicher, dass es in absehbarer Zeit auf europäischer Ebene gefixt wird, dass solche Tools nicht erlaubt sind, was ich persönlich begrüße.“
Podcast-Interview
Höre dir das gesamte Podcast-Interview über den Link unten an.