Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet der Menschheit viele Möglichkeiten, gleichzeitig wachsen aber auch die Bedenken zu diesem Thema. In dieser Reihe haben wir uns bereits damit beschäftigt, was KI ist und wie sie aktuell im Recruiting eingesetzt wird. In diesem Artikel möchten wir nun auf die Vor- und Nachteile eingehen und auch einen vorsichtigen Blick in die Zukunft werfen.
Die Vorteile von KI
Künstliche Intelligenz (KI) kann für die Menschheit im Allgemeinen einen großen Nutzen haben, zum Beispiel in Form von genaueren Scans im Gesundheitswesen, selbstfahrenden Autos, Gesichtsscans an Flughäfen sowie in der Verkehrsplanung. Eine Technologie, die die Sprache, Bilder und Muster erkennt und daraus lernt, kann unser Leben einfacher und effizienter machen.
Schnelle CV-Scans
Im Personalwesen kann der Einsatz von künstlicher Intelligenz eine Menge Zeit sparen, zum Beispiel beim Scannen und Überprüfen von Lebensläufen. Auf eine einzige Stelle bewerben sich beispielsweise 250 Personen mit ihrem Lebenslauf. Von diesen werden dann nur ca. 4 bis 6 Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Dein Ziel als Recruiter sind etwa 8 bis 12 Einstellungen pro Monat, was bedeutet, dass du auf den Monat verteilt über 2.000 Lebensläufe vor dir liegen haben wirst. Und hier kommt KI ins Spiel, die dir einen schnelleren, besseren und praktischeren Auswahlprozess ermöglicht. Die künstlich-intelligente Technologie trifft eine Vorauswahl der Kandidaten, indem sie die Lebensläufe blitzschnell nach einer Reihe von Schlüsselwörtern sortiert. Als Recruiter hast du dann mehr Zeit, dich mit den Lebensläufen zu beschäftigen, die dir „wirklich wichtig“ sind.
Wirklich objektiv
Ein weiteres großes Plus ist, dass mithilfe KI Vorurteilen und anderen kognitiven Defiziten entgegengewirkt werden kann, wie es im folgenden Beispiel der Fall war.
Im Rahmen eines Experiments haben tausend Personalverantwortliche den gleichen Lebenslauf von einem Kandidaten erhalten, der für die fiktive Stelle perfekt geeignet war. Es gab nur einen Unterschied, und zwar den Namen. Die erste Gruppe hatte den Lebenslauf von „Simon“ vor sich liegen und die zweite Gruppe den Lebenslauf von „Susan“. Und was war das Ergebnis? Von den Personalverantwortlichen würden 62% Simon einstellen, aber nur 56% Susan.
Ein mithilfe von KI durchgeführter Scan berücksichtigt nur die Eigenschaften und nicht das Geschlecht oder die Herkunft. Somit kann verhindert werden, dass deine Wahl von Vorurteilen und Voreingenommenheit beeinträchtigt wird.
Nachfolgend werden die Vorteile noch einmal kurz zusammengefasst:
- Schnell
- Effizient
- Sicher
- Praktisch
- Objektiv
Die Nachteile
Studien zufolge werden KI-Technologien bis 2025 einen wirtschaftlichen Wert von fünfzig Billionen Dollar erreichen. Doch zusammen mit dem Wert steigen auch die Bedenken gegenüber KI. Wenn die Technologie Gesichter erkennen kann, wie kann man verhindern, dass Diktatoren, die Mafia und andere Kriminelle diese Technologie zu ihren Zwecken missbrauchen? Mitte 2015 veröffentlichten Top-Wissenschaftler diesen Brandbrief, in dem sie vor den Gefahren von „Killerbots“ warnten. Obwohl das futuristisch klingen mag, ist diese Zukunft laut Stephen Hawking, Elon Musk und anderen zum Greifen nah.
Arbeitslosigkeit
Neben den Killerbots besteht auch die Möglichkeit, dass die KI-Technologie immer mehr Aufgaben übernimmt. Forscher in Oxford sagen voraus, dass in zwanzig Jahren fast die Hälfte aller heutigen Arbeitsplätze durch Computer ersetzt werden. Künstliche Intelligenz wird Recruiter nicht so schnell überflüssig machen, aber sie könnte einige der sich wiederholenden Aufgaben übernehmen und den Bedarf an Recruitern reduzieren.
Eine neue Form der Diskriminierung
Obwohl die KI-Technologie darauf ausgelegt ist, kognitiven Defiziten entgegenzuwirken, kann ihr dies aber auch zum Verhängnis werden. Schließlich ist das Programm nur so gut wie sein Entwickler selbst. Es kann vielleicht das Alter und Geschlecht außen vorlassen, aber eine ‚Diskriminierung‘ bezüglich der Qualitäten ist nicht ausgeschlossen. Wenn die Technologie so programmiert ist, dass sie Lebensläufe nur nach Schlagwörtern scannt, besteht die Möglichkeit, dass ein Teil einer relevanten Zielgruppe ausgeschlossen wird.
Nicht auf eigene Faust
Im Moment ist die künstliche Intelligenz noch nicht so weit fortgeschritten, dass keine menschliche Aufsicht benötigt wird. Es ist schwierig, eine Technologie zu entwerfen, die tatsächlich selbst eine Entscheidung treffen kann. Darüber hinaus bleibt die Frage, ob das überhaupt wünschenswert ist. Wollen wir, dass ein Computer über Leben und Tod entscheidet? Oder darüber, ob man jemanden in einer Top-Position einstellt oder nicht? KI ist (noch) nicht unabhängig. Es ist jedoch eine ethische Frage, ob das tatsächlich die Absicht ist, denn Technologie kennt keine Moral oder Emotionen. Das bringt uns zu unserem nächsten Nachteil.
Keine Moral oder Gefühle
Die Technologie ist nicht gut darin, Emotionen zu erfassen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Sarkasmus bei einer Unterhaltung mit einem Chatbot. Bis jetzt können nur die Menschen einschätzen, ob „schön zu hören“ aufrichtig gemeint ist, oder als Spott.
Außerdem kann man nur durch ein persönliches Gespräch mit den Kandidaten wissen, ob sie für eine bestimmte Stelle geeignet sind oder nicht. Auf dem Papier kann alles perfekt scheinen, aber erst im Gespräch macht es Klick oder auch nicht.
Nachfolgend werden die Nachteile noch einmal kurz zusammengefasst:
- Arbeitslosigkeit
- Neue Form der Diskriminierung
- Keine Unabhängigkeit
- Keine Emotionen oder Moral
Wir können uns der künstlichen Intelligenz mit ihren Vor-und Nachteilen nicht mehr entziehen. Mehr noch, wir nutzen sie bereits in vollem Umfang! In unserem ersten Artikel haben wir einige praktische Beispiele für KI in der Rekrutierung genannt. Im dritten und letzten Teil zu diesem Thema werden wir noch genauer darauf eingehen.